Baugeschichte & Rundgang
Im 13. Jahrhundert wurde Sangerhausen vom Alten Markt südlich der Ulrichkirche her planmäßig nach Westen erweitert und der neue Markt mit dem Rathaus angelegt.
An der Stelle der jetzigen dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche stand eine kleinere Kirche, die als Marktkirche 1271 zum ersten Mal erwähnt wird.
1457 Baubeginn der Jacobikirche. Die alte Kirche wurde schrittweise abgetragen. Der Eingang vom Markt (Südportal, Torlaube von 1472) zeigt in den Schlusssteinen des Kreuzgewölbes die vier Evangelisten.
1495 – 1510 Fertigung des Chores.
1514 – 1542 Bau des Turmes, der sich später nach Westen neigte, weil er wahrscheinlich auf einem aufgeschütteten Wallgraben errichtet wurde.
Der “schiefe Jacob” gilt wie auch die vergoldete Mondkugel aus dem 16. Jahrhundert (neben dem östlichen Zifferblatt der Turmuhr) als ein Wahrzeichen Sangerhausens.
Die flache Decke des Kirchenschiffs hat aus finanziellen Gründen nie das geplante Gewölbe erhalten.

Der Chorraum weist ein reiches Netzgewölbe auf. Im dritten Schlussstein befindet sich ein Bild des Schutzheiligen dieser Kirche, Jacobus des Älteren, der im Jahre 44 in Jerusalem um seines Glaubens willen hingerichtet wurde. Er gilt als Schutzheiliger der Pilger.
Der vergoldete Flügelaltar mit zwanzig geschnitzten Heiligenfiguren stammt aus dem ehemaligen Augustinerkloster und ist bereits 1358 erwähnt worden. Bald nach der Einführung der Reformation in Sangerhausen 1539 kam er in die Jacobikirche. Die Rückseite des rechten Flügels zeigt die Geburt Jesu, die Rückseite des linken den Besuch der Maria bei Elisabeth. Der Altar erhielt 1621 den Barockaufsatz und die Predella mit der Darstellung des heiligen Abendmahls. Die beiden Medaillonporträts stellen die Herzöge August und Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels dar.
Das eichene Chorgestühl aus dem frühen 16. Jahrhundert (ebenfalls aus dem ehemaligen Augustinerkloster) ist durch spätgotische verschlungene Flachschnitzerei reich verziert.
Der bronzene Taufkessel stammt vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Der über ihm hängende Taufdeckel mit der geschnitzten Darstellung der Taufe Jesu ist ein Werk aus der Zeit um 1700.
Von den Fenstern des Chorraumes wurden drei 1897 gestiftet, die neueren Fenster entwarf der Sangerhäuser Maler Wilhelm Schmied. Sie bilden die großen christlichen Feste ab: Weihnachten, Karfreitag/Ostern und Pfingsten.
Die beiden gemalten Fenster im Schiff von 1902 zeigen (von links) die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Die Kirche enthält zahlreiche Begräbnisstätten. Von den Grabdenkmälern ist das des Caspar Tryller (gest. 1625) und seiner Frau Catharina Schillingstädt (gest. 1613) das bedeutendste. Die zwei lebensgroßen Alabaster-Figuren sind 1618 nach Entwürfen von Giovanni Maria Nosseni aus Dresden geschaffen worden.
Die Kanzel im Renaissancestil wurde 1593 aufgestellt.
Getragen wird sie von einer Petrusfigur, für die der damalige Küster Metze (gest. 1601) in zeitgenössischer Bergmannstracht als Vorbild gedient haben soll.
Die Emporen wurden 1665 gebaut, danach erhielt das Kirchenschiff die Bemalung durch Johann Andreas Bottschild.
Durch Funkenflug aus dem Heizungsschornstein entstand 1971 ein Dachstuhlbrand.
Der äußere Gebäudeschaden war bis 1972 behoben. Der Kirchenraum wurde restauriert. Dabei wurde die ursprüngliche Bemalung des Johann Andreas Bottschild freigelegt, ebenso die Fragmente zweier Wandgemälde. Christophorus links neben der Orgel, der Erzengel Michael mit dem Drachen (vielleicht in der Funktion des Seelenwägers) links vor dem Chorraum über der Empore.
Das Kruzifix über der Empore rechts vor dem Chorraum stammt aus der 1713 errichteten und 1831 abgebrochenen St. Trinitatiskapelle des neuen Schlosses.

Hildebrandt war Schüler und später Konkurrent des berühmten Freiberger Orgelbauers Gottfried Silbermann.
Die Orgel wurde 1976 – 1978 durch die Firma Eule (Bautzen) restauriert. Sie enthält auf 2 Manualen und Pedal 30 Register mit 1908 klingenden Pfeifen.
1989 – 1992 wurde der 61 Meter hohe Turm der Jacobikirche instandgesetzt.
Das Mauerwerk und die Fenster wurden 1996 – 2003 saniert.
2008 erhielt die Kirche eine Heizung.
Die Jacobikirche war 1989/90 ein Zentrum der friedlichen Revolution in Sangerhausen.
Hier finden Sie eine Auswahl von Aufnahmen aus der Jacobikirche – klicken Sie auf ein Foto zur größeren Ansicht: